1974

Ostdeutschland unterzeichnet ein Anwerbeabkommen mit Algerien.

Bundeskanzler Willy Brandt tritt aufgrund der Guillaume-Affäre zurück. Sein Nachfolger Helmut Schmidt (SPD) führt Brandts Ostpolitik fort.

Am 13. November verhängt die westdeutsche Regierung ein Arbeitsverbot für Familienangehörige von Gastarbeitern, die nach dem 30. November 1974 nach Deutschland eingereist sind.

1973

In Westdeutschland leben mittlerweile etwa 2,6 Millionen Gastarbeiter. Zwischen 1955 und 1973 sind insgesamt 14 Millionen Gastarbeiter in die Bundesrepublik gekommen, von denen 11 bis 12 Millionen wieder in ihre Heimatländer zurückkehrten.

Die BRD und die DDR werden Mitglied der Vereinten Nationen.

Die DDR schließt ein Abkommen mit Nordvietnam ab. So genannte Vertragsarbeiter sollen für eine maximale Dauer von fünf Jahren in Industriegebieten, beispielsweise in Chemnitz und Erfurt, arbeiten.

Am 30. Juli veröffentlicht Der Spiegel in seiner Titelrubrik einen Beitrag über Türken in Deutschland unter der Überschrift „Die Türken kommen – rette sich, wer kann“.

Vom 24. August bis zum 30. August rufen türkische Arbeitnehmer bei Ford in Köln zu einem wilden Streik auf. Die Arbeitsniederlegung führt zu Debatten über die „Politisierung von Ausländern“ in den westdeutschen Medien.

Im Oktober drosseln die arabischen Staaten die Ölförderung und erhöhen den Ölpreis, was zu einer globalen Ölkrise führt.

Am 23. November stellt Westdeutschland die Anwerbung von Gastarbeitern ein. Am Ende des Jahres Leben 4 Millionen Ausländer in der Bundesrepublik.

1972

Der WDR sucht mit Hilfe eines Wettbewerbs nach einer Alternative für den Begriff „Gastarbeiter“, den viele als Euphemismus ansehen. Keiner der 32.000 Vorschläge wird angenommen. Stattdessen entscheidet man sich für „ausländische Arbeitnehmer“ als angemessene Bezeichnung.

Am 5. September entführen palästinensische Terroristen elf israelische Athleten bei den Olympischen Sommerspielen in München. Alle Geiseln, fünf der Geiselnehmer und ein Polizist werden erschossen.

Am 21. Dezember erreicht Willy Brandts Ostpolitik, die auf Egon Bahrs Formel „Wandel durch Annäherung“ im Jahr 1963 zurückgeht, ihren Höhepunkt im Grundlagenvertrag. Das Abkommen erkennt die BRD und die DDR als zwei getrennte Staaten an, jedoch nicht als eine geteilte Nation. Der Grundlagenvertrag trägt zur Entschärfung des Ost-West-Konflikts bei.

1971

Erich Honecker löst Walter Ulbricht als Ersten Sekretär ab und übernimmt die Führung der DDR.

Unter dem Namen Türkische Union Deutschlands organisiert sich die politische islamische Organisation Milli Görüş unter der Leitung von Necmettin Erbakan in der Bundesrepublik. Erbakan, der als Professor an der Technischen Universität in Istanbul arbeitet und an der Universität Aachen promovierte, war jegliche parteipolitische Betätigung in der Türkei verboten worden. Unterdessen erhält die Milli-Görüş-Bewegung zunehmend Zulauf in Westdeutschland.

1970

Allein in diesem Jahr kommen etwa eine Million Gastarbeiter nach Deutschland. Auch in den nächsten zwei Jahren bleibt die Anzahl an Zuwanderern gleich hoch. Die Mehrheit der Gastarbeiter findet in den folgenden Branchen Arbeit: Gastronomie, Baugewerbe, Fahrzeug-, Stahl- und Metallindustrie.