„Felsenwand“ vs. „Blumental“: Fremdwahrnehmung und Selbststilisierung in J.G. Seumes Mein Sommer 1805
Jakob Starzinger
Abstract:
Der Beitrag verortet Johann Gottfried Seumes Reisebericht “Mein Sommer 1805” im Kontext der Reiseliteratur der Spätaufklärung und interpretiert ihn im methodischen Anschluss an neuere Ansätze der kulturpoetischen Ethnographie als Manifestation einer der personalen und der nationalen Identitätsbildung dienenden Konstruktion des Fremden. Es wird gezeigt, dass Seume, ausgestattet mit dem “cultural baggage” seiner Zeit, das Fremde ins Eigene zu übersetzen und unter Kontrolle zu bringen versucht, indem er das weite, unbegrenzte Russland als Gegenbild zu Italien bzw. als ‘große Schweiz’ inszeniert. Die literarische Darstellung seiner Reiseerfahrungen dient der Selbstbehauptung und dem kontrastiven Entwurf einer kulturellen deutschen Identität.